Blogreihe GAPS und Supplements (Teil 2)

Gastbeitrag von Dr. Erik Herberger, CGP (GAPS Practitioner)

Im ersten Teil des Beitrags zum Thema Supplements hatte ich Euch einiges zu den BASIC – Supplements nähergebracht, welche ich (bis auf einige Ausnahmen) nahezu allen meiner Patienten empfehle. In diesem zweiten Teil möchte ich nun mehr auf die SPECIAL – Supplements eingehen, die ganz gezielt bei entsprechenden gesundheitlichen Herausforderungen zum Einsatz kommen.
Ein weiterer Unterschied zu den BASIC – Supplements ist hier, aus meiner Sicht, dass die Zusammenarbeit mit einem GAPS Practitioner bei Unsicherheiten umso empfehlenswerter ist. Während man bei den BASIC – Supplements eigentlich (fast) nichts falsch machen kann, so kann es bei den SPECIAL – Supplements hier und da schon einige Besonderheiten geben. Dies ist aber so wie jedes Individuum bei jedem Patienten, jeder Patientin verschieden, so dass ich dies hier leider nicht pauschalisiert niederlegen kann.

SPECIAL – Supplements in der GAPS – Diät

Magensäure – Booster

Die Magensäure – Booster, wie HCl & Pepsin oder das etwas weniger aggressive Betain HCl, gehören im entferntesten Sinne zur Gruppe der Verdauungsenzyme. Der Magen ist die Eintrittspforte in unser Verdauungssystem (Mundhöhle und Speiseröhre hier mal außer Acht gelassen) und alles, was wir über den Mund aufnehmen und schlucken verweilt von Minuten, Stunden bis zu mehreren Tagen genau hier. Damit zum einen die Verdauung hier im Magen und nachfolgend im Darm gut funktionieren kann und zum anderen genau dieses Magen-Darm-System vor nicht erwünschten Mikroben geschützt wird, ist es immens wichtig, ausreichend Magensäure zu produzieren, um den notwendigen sauren pH-Wert aufrecht zu erhalten. Ist dies nicht der Fall, sind verschiedenste Verdauungsprobleme und Fundamente für diverse Krankheiten gelegt.

Wer?

Magensäure – Booster sind unter anderem besonders empfehlenswert für alle GAPS – Patienten, welche unter einem ausgeprägten Völlegefühl des Magens nach dem Essen, Reflux und Aufstoßen, sowie rezidivierenden oder chronischen Magenschleimhautentzündungen leiden.

Wieviel?

Hier empfehle ich ganz ehrlich auf die Dosierungshinweise der jeweiligen Hersteller zu achten. In Rücksprache mit einem GAPS Practitioner kann dies sicherlich auch jeweils angepasst werden, aber bitte nicht auf eigene Faust. Dr. Natasha spricht hier beispielsweise davon, mit 1 Kapsel vor jeder Mahlzeit zu beginnen und dies bis zu 4-5 Kapseln pro Mahlzeit zu steigern.

Wie lang?

Prinzipiell direkt von Anfang an bis zum Abklingen der oben aufgeführten Symptomatik, optimaler Weise aber nicht zu lange, da es sonst zu Reizungen führen kann. Wie lange dies genau ist, variiert von Fall zu Fall. Ab und zu liest man von 14 Tagen, aber darauf würde ich mich hier nicht festlegen. Bei Unsicherheiten ist die Zusammenarbeit mit einem GAPS Practitioner dringend anzuraten.

Ochsengalle-Konzentrat

Über die Galle brauchen wir nicht viel zu sagen, sie ist absolut essenziell, um Fette zu verdauen. Haben wir einen Mangel an Galle, so können die Fette in unserer Nahrung nicht emulgiert und aufgenommen werden. Dies zeigt sich in ausgeprägter Form unter anderem in äußerst unangenehmen Fettstühlen. Gleichzeitig entwickelt sich ein Fettmangel sowie eine Unterversorgung an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K).

Wer?

Insbesondere Patienten/innen, welche keine Gallenblase mehr haben und generell alle, welche eine Fettverdauungsstörung aufweisen.

Wieviel?
(CAVE: Dosierungsempfehlung kann je nach Hersteller variieren!)

Es wird empfohlen 1-2 Kapseln zu jeder Mahlzeit einzunehmen, dies ist allerdings auch, wie bei den Magensäure-Boostern, nicht in Stein gemeißelt. Auch die Dosierung der Ochsengalle-Konzentrate muss individuell ausgetestet werden und gleicht ein wenig einem Trial & Error – Prinzip.

Wie lang?

Insbesondere in der Anfangsphase kann dieses Supplement für alle Betroffenen sehr hilfreich sein. Im Normalfall löst sich das Problem aber mit Einhalten und Fortführen der Diät und der damit verbundenen Heilung bald selbst.

Pankreasenzyme

Pankreasenzyme sind DIE eigentlichen Enzyme, wenn der Volksmund von Verdauungsenzymen spricht. Sie sind absolut essenziell für die gesamte Verdauung „unterhalb“ des Magens und u.a. an der Aufspaltung aller 3 Makro-Nährstoffe beteiligt (Proteine, Kohlenhydrate, Fette).

Wer?

Als Supplement empfohlen werden diese Pankreasenzyme nur GAPS-Patienten/innen, welche sich in der Full GAPS Diet befinden. In der GAPS Introduction Diet werden sie dies nicht! Ich betone hier den Unterschied zwischen Pankreasenzymen als Supplement und als Medikament. Es gibt Menschen, welche Pankreasenzyme medikamentös einnehmen müssen, da ihre Bauspeicheldrüse beispielsweise nicht mehr vorhanden ist.
Als wäre dies nicht schon spezifisch genug, gibt es zusätzlich auch noch spezielle Pankreasenzyme wie die Houston Enzyme, was jetzt hier aber den Rahmen sprengen würde.

Wieviel?

Bei den Pankreasenzymen kann diese Frage tatsächlich nicht pauschal bzw. richtungsweisend beantwortet werden, da es hier nicht nur auf den jeweiligen Patienten/in ankommt sondern auch auf die jeweilige Zusammensetzung der Formel und somit auch Präparat abhängig ist. Wichtig ist jedoch, diese Präparate nicht vor, sondern während oder besser, nach der Mahlzeit einzunehmen.

Wie lang?

Auch die Frage der Dauer ist hier leider nur unbefriedigend zu beantworten. Es kommt wieder darauf an. Es gibt auch viele Patienten/innen, die nicht das Gefühl haben, dass es überhaupt etwas bringt (Nochmal der wichtige Hinweis, dass ich hier von Pankreasenzymen als Supplement und nicht als Medikament spreche!)

Neurotransmitter-Booster

Dies ist eine große Gruppe an Supplements, über die ich wahrscheinlich nochmal einen eigenen Beitrag schreiben könnte. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass dies speziell eine Supplement-Gruppe ist, welche insbesondere für Patienten/innen mit psychischen und/oder mentalen Symptomen zu kämpfen haben. Wichtig für alle Supplements dieser großen Gruppe ist, dass sie erst eingenommen werden dürfen, wenn keine ernsthaften Verdauungsbeschwerden mehr vorliegen. Ist dies der Fall, so soll sich zunächst auf die GAPS Introduction Diet konzentriert werden (natürlich auch mit den individuell empfohlenen anderen Supplements), bis diese verschwunden sind.

Serotonin-Booster

Serotonin ist ein wichtiges Glückshormon und wird zum größten Teil im Darm produziert. Es ist gleichermaßen wichtig für Zuversicht, innere Ruhe und die Fähigkeit, Freude zu empfinden. Eine weitere ungemein wichtige Funktion von Serotonin ist, uns die Fähigkeit zu geben, abends runter zu fahren und einzuschlafen. Menschen mit einem Mangel an Serotonin können sich erschöpft fühlen, aber eventuell nicht in der Lage sein, einzuschlafen.
Zugeführt wird der Serotonin-Booster in Form einer Vorstufe des Serotonins, der Aminosäure Tryptophan, genau gesagt in der Form L-5-Hydroxytryptophan oder einfach 5-HTP.

Wer?

Natürlich sieht man jemandem oder sich nicht an, ob ein Serotoninmangel vorliegt. Deutliche Hinweise dafür können jedoch sein:

  • Depressive Verstimmung
  • Stimmungsschwankungen
  • Hyperaktivität trotz Erschöpfung
  • Unfähigkeit zu entspannen
  • Negativität
  • Einschlafstörungen

Wieviel?

Erwachsene beginnen mit 1 Kapsel á 100mg abends vor dem zu Bett gehen, steigern dies nach ein paar Tagen, indem sie morgens nach dem Aufstehen und abends eine Kapsel á 100mg zu sich nehmen usw.. Die Maximaldosis für Erwachsene liegt bei 600-800mg pro Tag, bei Kindern altersabhängig darunter. Für Kinder gibt es dafür auch extra Kapseln á 50mg und diese sollten diese Supplements auch nicht in einem Alter jünger als 5 Jahre einnehmen.
Die Tagesgesamtdosis sollte stets auf morgens und abends aufgeteilt werden, wobei die abendliche stets die höhere sein sollte.

Wie lang?

Die Serotonin-Booster bilden die Grundlage der Neurotransmitter-Booster und können relativ lange eingenommen werden, schätzungsweise 8-12 Monate. Wenn die Heilung voran schreitet und sich damit auch die Serotoninproduktion normalisiert, merken dies die Patienten/innen und können schrittweise, am besten in Rücksprache mit einem GAPS Practitioner, die Dosis reduzieren, bis sie es gänzlich absetzen können

Dopamin-Noradrenalin-Booster

Viele Betroffene mit Serotonin-Mangel haben auch einen Mangel an weiteren Neurotransmittern. Dopamin und Noradrenalin sind zwei davon und absolut unabdingbar, damit wir energiegeladen durch den Tag gehen können. Sie geben uns Power, Motivation und Enthusiasmus.

Zugeführt wird dieser Booster ebenso in Form einer Vorstufe, der Aminosäure Tyrosin.

Wer?

Auch hier steht es den Betroffenen nicht auf der Stirn geschrieben, Anzeichen für einen Mangel können aber sein:

  • Depressive Verstimmung
  • Motivationsmangel
  • Lethargie
  • Kein Enthusiasmus/ Begeisterungsfähigkeit

Wieviel?

Die entsprechenden Kapseln sind normalerweise mit 500mg Tyrosin dosiert und auch hier startet man langsam mit einer Kapsel (Kinder mit einer halben) am Morgen und steigert sich gemächlich. Erwachsene nehmen maximal 4-5 Kapseln am Tag, Kinder 1-2 Kapseln. Auch hier gilt es zu beachten, dass Kinder erst ab 5 Jahren dieses Supplement nehmen sollten.
Erwähnen möchte ich an dieser Stelle unbedingt noch, dass dieses Supplement nur morgens einzunehmen ist, da es uns ja Energie bescheren soll und generell auch nur in Verbindung mit einem Serotonin-Booster (bis auf wenige Ausnahmen), da Patienten/innen mit einem Dopamin-Noradrenalin-Mangel meist auch einen Serotonin-Mangel haben.

Wie lang?

Wirkliche Aussagen dazu habe ich nicht gefunden und empfehle es davon abhängig zu machen, wie es benötigt wird. Stellt man mit dem Laufe der Zeit (und Heilung) fest, dass die oben genannten Symptome verschwinden bzw. lange nicht mehr existent waren, dann kann die Dosierung langsam reduziert werden, bis es es gänzlich abgesetzt werden kann.

GABA-Booster

GABA ist ein beruhigend wirkender Neurotransmitter, welchen wir zum Entspannen, Beruhigen und vorbeugend gegen Ängste benötigen.

GABA, selbst eine Aminosäure, kann selbst zugeführt werden oder man greift auch hier Aminosäuren, welche die Produktion von GABA unterstützen, namentlich Glutamin, Taurin oder einem Glutaminderivat, Theanin.

Wer?

Anzeichen für einen GABA-Mangel können sein:

  • Angststörung
  • Angespanntheit
  • Unfähigkeit zu Entspannen oder Abzuschalten

Wieviel?

Wie schon bei den Magensäure-Boostern, am Anfang dieses Beitrages, empfehle ich hier, auf die Dosierungshinweise der jeweiligen Hersteller zu achten und in Rücksprache mit einem GAPS Practitioner anzupassen.

Wie lang?

Auch zu dieser Frage gibt es keine eindeutige Empfehlung. Ich verweise hier auf die Antwort bei den Dopamin-Noradrenalin-Boostern.

Dies war ein weiterer kleiner Einblick in die Welt der Supplements und auch wenn dies hier und da vielleicht schon umfangreich wirken könnte, es gibt noch so viel mehr. Bei den ganzen verfügbaren Supplements und dazugehörigen Produkten möchte ich trotzdem noch einmal auf meinen Hinweis aus dem ersten Teil des Beitrages hinweisen: Es handelt sich um Nahrungsergänzungsmittel. Man könnte bei dieser Fülle dazu neigen, seine ganze Therapie und Ernährung darauf zu bauen, aber dies ist definitiv nicht der Sinn der Sache! Es geht primär um die richtige Ernährung! Die Supplements sind nur unterstützend.

Mit diesen SPECIAL – Supplements für die GAPS-Diät endet nun die Beitragsreihe zu den Supplements und ich hoffe, mit den beiden Beiträgen zu etwas mehr Durchsicht und Verständnis, wo es vorher vielleicht noch nicht war, geholfen zu haben.

Gerne können auch Fragen direkt an mich als GAPS Practicioner gestellt werden. Ich biete euch gern eine individuelle Beratung an und erstelle euren Therapieplan zur GAPS Diät. Unter folgendem Link könnt ihr einen Termin bei mir buchen:

Ich freue mich auf euch

Euer

Dr. Erik  Herberger

(CGP)


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